Bullet Journal

Das Bullet Journal im 4-Wochen-Selbstversuch

von Kathi Mayr, am 13. November 2017

Die Idee

Das Bullet Journal ist seit einiger Zeit, vor allem in Blogger-Kreisen, in aller Munde. Man kann sich kaum mehr durch Soziale Netzwerke bewegen, ohne von aufwendig gestalteten Kalenderseiten daran erinnert zu werden, dass es etwas Hübscheres und vor allem Sinnvolleres als herumfliegende Post-its mit längst überfälligen To-do-Listen gibt.

In unserem Blogpost "Bullet Journal - eine gute Methode für mehr Produktivität im Job?" haben wir vorgestellt, was es mit dem BuJo eigentlich auf sich hat, wofür es benützt werden kann und wie eine mögliche Strukturierung aussieht. Für uns war vor allem die Frage interessant, ob das Führen eines Bullet Journals auch für den Job interessant sein kann.

Können selbst gezeichnete Monats- und Wochenübersichten und vielleicht sogar tägliche Einträge dabei helfen, mehr Struktur in den Arbeitsalltag zu bringen? Oder ist das BuJo einfach nur ein Zeitfresser? Um diese Fragen zu klären, haben wir einen vierwöchigen Selbstversuch gestartet.

Woche 1: Begeisterung

Zunächst galt es, ein BuJu-Startpaket zusammenzustellen. Nach intensiver Recherche habe ich mich für ein Notizbuch mit "dotted", also ganz dezent gepunktetem Innenleben in B5-Format mit Softcover und für je ein Set schwarzer Fineliner in verschiedenen Stärken und bunte Filzstifte für die farbliche Gestaltung entschieden. Ein Lineal gehört natürlich auch zur Grundausstattung. Im nächsten Schritt habe ich mir eine Grundstruktur überlegt: Ganz vorne gibt es ein Inhaltsverzeichnis, danach eine Key List (= Symbol- und Farblegende) und dann eine Jahresübersicht auf vier Seiten, genannt Future Log. Danach beginnt der aktuelle Monat – ich startete mit Oktober –, der zunächst eine Monatsübersicht und darauf folgend die Wochenübersicht der ersten Woche beinhaltet.

So weit, so gut. Nach dieser Grundüberlegung kamen die Stifte zum Einsatz und wenig später war das Future Log fertig, das bei mir hauptsächlich als Geburtstags- und Eventkalender dient.

Bullet Journal Future Log

 

Die Monatsübersicht war ebenfalls schnell gemacht. Links eine Kalenderansicht, in die die aktuellen Geburtstage, fixe Termine und Deadlines übertragen wurden. Rechts eine zweigeteilte To-do-Liste für private und jobbezogene Dinge, die ich in diesem Monat erledigen wollte - von Katzen impfen bis hin zu Blogartikel schreiben. Bis zu diesem Zeitpunkt war mein BuJo von einem normalen Kalender eigentlich noch nicht wirklich zu unterscheiden (abgesehen vom Versuch, die Überschriften durch eher stümperhafte Kalligraphie-Versuche zu verschönern). Aber auf der nächsten Doppelseite fing dann der spannende Teil an.

Durch die Recherche für den ersten BuJo-Artikel hatte ich mir von anderen Bullet Journalists online und auch aus meinem Bekanntenkreis Anregungen für Listen, Tabellen und Grafiken geholt. Neben einem "Sleep Log", in das ich meine täglichen Schlafzeiten eintragen konnte, legte ich auch je einen privaten und einen beruflichen Tracker für alle möglichen Dinge an.

Auf der Jobseite wollte ich zum Beispiel täglich eintragen, wie produktiv, gestresst oder zufrieden ich mich auf einer Skala von 1–5 fühlte und ob ich Selbstgemachtes zu Mittag gegessen hatte. In einer kleinen "Goals"-Section wollte ich meine beruflichen Ziele für den kommenden Monat eintragen – und im Idealfall im Laufe der nächsten vier Wochen abhaken.

Voll motiviert legte ich für die erste Woche noch eine Detail-Kalenderansicht an und nahm mir vor, bei Bedarf auch ein "Daily Spread", also eine Tagesansicht zu machen. Fazit der ersten Woche: Am Anfang ist viel zu tun. Es macht aber Spaß und ein Future Log muss ja nur einmal im Jahr gemacht werden.

Woche 2: Arbeit

Nachdem ich eine Woche lang voll motiviert jeden Tag To-do-Listen angelegt und abgehakt oder verschoben und meine Produktivität, Kaffeekonsum und sportliche Aktivitäten getrackt hatte, schlich sich zum Anfang von Woche 2 der Gedanke ein, dass das Führen des Bullet Journals eigentlich ziemlich viel Arbeit ist. Schon in der Früh musste ich daran denken, kurz einzuzeichnen, wann ich aufgestanden war und die Tasks des Tages festhalten. Manchmal kam mir vor allem das ständige Listenschreiben überflüssig vor, weil ich viele Dinge einfach im Kopf habe.

Ich versuchte trotzdem, das BuJo konsequent weiterzuführen, verzichtete aber manchmal darauf, jede Kleinigkeit einzutragen. Im Büro hatte ich es zwar immer dabei, für Besprechungen griff ich jedoch trotzdem auf mein oldschool Notizbuch zurück, weil ich im Bullet Journal für seitenlange schnell hingefetzte Stichworte einfach keinen Platz opfern wollte.

Woche 3: Flaute

Das Gefühl, das mich in Woche 2 beschlichen hatte, wurde schließlich in Woche 3 noch stärker: Das Führen des Bullet Journals kostete mich einfach zu viel Zeit und ich fühlte mich dadurch nicht produktiver, sondern eher gestresst. Von der anfänglichen Euphorie war nicht mehr viel übrig und ich nahm mir ein paar Tage BuJo-Auszeit.

Woche 4: Neue Motivation

In der Mitte der vierten Woche sagte ich mir schließlich: So bringt das nichts. Ein paar Tage voller Begeisterung reinschreiben, um das BuJo dann wieder ein paar Tage (mit schlechtem Gewissen) nicht anzurühren ist schließlich nicht der Sinn der Sache. Deshalb nutzte ich die letzten Tage des Monats, um mir für November eine neue Strategie zu überlegen.

November Spread Bullet Journal

In Zukunft soll es nur noch eine Kalenderansicht des Monats geben, in die wie gehabt Termine, Deadlines etc. eingetragen werden. Die vielen Tracker werden auf die wichtigsten reduziert. Am wichtigsten: Ich werde nicht mehr jedes kleine To-do in das Bullet Journal übertragen, sondern mich darauf konzentrieren, meine persönlichen und beruflichen Ziele herauszufinden und zu erreichen. Der Goals-Bereich bleibt also.

Fazit

Nach den ersten 4 Wochen müsste ich die Frage, ob ich durch das Führen des Bullet Journals meine Produktivität – ob privat oder im Job – steigern konnte, mit Nein beantworten. Allerdings möchte ich das BuJo trotzdem weiterführen, es aber eher für private Zwecke (Ziele, Ideen, Aktivitätentracker) und als Kalender nützen. Für meinen Job erscheint mit ein schnörkelloses Notizbuch, das nicht in monatliche und wöchentliche Sections aufgeteilt ist, sinnvoller.

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Text: Kathi Mayr
Fotocredits: Africa Studio (Adobe Stock), Kathi Mayr, giphy.com

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