JR_-Logo_gabel_gelb_essen-klein

Wenn unsere Pause zum Geschäftsmodell wird

von Mag. Funda Karaca, am 18. Januar 2019

Immer mehr Unternehmen stellen sogenannte Feelgood-ManagerInnen oder Chief Happiness Officer (CHO) ein oder greifen auf externe Anbieter zurück, die Yoga-, und Meditationskurse, Lichttherapie, Singstunden und Fitnesstraining anbieten. Snackautomaten mit Schokoriegeln werden ersetzt durch Quinoa-Müsliriegel und Maiswaffeln für den Heißhunger zwischendurch. Powernap-Kabinen werden in den Büros eingerichtet, damit die MitarbeiterInnen nach zehn Minuten Schlaf wieder topfit sind und effektiv weiterarbeiten können.

In Zeiten der Leistungsgesellschaft wird auch unsere Pause zum Business und lukrativen Geschäftsmodell.

Da stellt sich die Frage: Während Unternehmen aufgrund von psychischen Erkrankungen Ausfälle von jährlich 9,5 Milliarden Euro verzeichnen, wozu dieser finanzielle Aufwand? Wird hier wirklich Wert auf das Wohlbefinden der MitarbeiterInnen gelegt? Geht es hier um das Firmenimage? Oder ist das einzige Ziel schlicht und einfach mehr Produktivität zu generieren?

Perfektes Zeitmanagement, effektives Arbeiten

Das Arbeitsprinzip ist in der Theorie sehr einfach: Acht Stunden Arbeit, dreißig Minuten Mittagspause mit einem veganen Bio-Quinoa-Salat – natürlich ins Office bestellt, um keine Zeit zu verlieren. Im Anschluss ein paar Pilatesübungen am Platz, bevor es wieder an die Arbeit geht. Das eigentliche Workout war entweder noch in der Früh oder folgt dann nach Büroschluss.

Vorleben statt vorgeben!

In der Praxis gilt aber, dass nur jedeR vierte Angestellte eine Mittags- oder Erholungspause macht² und dass Chefetagen den Ton angeben – auch was Pausen angeht. Wenn Vorgesetzte keine Mittagspause brauchen, werden ehrgeizige MitarbeiterInnen auch keine machen. Wenn das Arbeitspensum zu hoch ist, werden ArbeitnehmerInnen ihre Pause nicht zur Erholung oder für Powernap-Kabinen nutzen, sondern die Pausen auslassen und durcharbeiten

Durch die Pause, die einst der Erholung diente, wird immer mehr Druck aufgebaut, sodass ArbeitnehmerInnen das Gefühl haben, auch die Pause effektiv ausnützen zu müssen, um im Anschluss wieder konzentriert und durchtrainiert zu sein.

Snacks am Arbeitsplatz

Wenn man sein Sandwich am Arbeitsplatz verdrückt und auf die einem zustehende Pause verzichtet, suggeriert es schon ein hohes Arbeitspensum. Jede Minute zählt. Wenige Stunden nach dem Sandwich am Schreibtisch kommt dann der Heißhunger und die Augen kämpfen gegen das Mittagstief an. Da hilft nur noch ein Kaffee, Energydrink, Schokoriegel oder eine schnelle Zigarette zur Selbstmotivation.

Unsere Vernunft sagt uns, dass das auf Dauer nicht gesund sein kann. Dennoch tun wir es, in der Hoffnung noch ein Projekt zeitnah abgeben zu können. Was wir vergessen: dass weder Projekte noch Deadlines je enden werden. Die Pause im Arbeitsalltag ist keine unternehmerische Gefälligkeit, sondern gesetzlich vorgeschrieben – und das nicht ohne Grund.

*Quelle: Schätzung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

²Quelle: Studie der Krankenversicherung Pronova-BKK (2016)

Mag. Funda Karaca

Als Content Marketing Managerin betreue ich neben den Social Media Kanälen wie Facebook & Instagram, auch den JobRocker Blog. Ich schreibe rund um Themen wie HR und Recruiting, Arbeitsleben und Wissenswertes für Bewerber.