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Was steckt hinter dem 5-Stunden-Tag?

von JobRocker, am 17. Oktober 2016

Von 8 bis 13 Uhr arbeiten und dann ab in den Feierabend – mit diesem Angebot an seine MitarbeiterInnen sorgte kürzlich der US-amerikanische Unternehmer Stephan Aarstol für Aufmerksamkeit. Sein Ziel, die Produktivität auf einen kürzeren Zeitraum zu fokussieren und die Angestellten dafür mit mehr Freizeit zu belohnen, scheint zu funktionieren. Doch lässt sich dieses Modell auf alle Branchen umlegen? Ein JobRocker-Faktencheck zu dem innovativen Arbeitszeitmodell.

Warum über einen 5-Stunden-Arbeitstag nachdenken?

Seit mehreren Jahrzehnten ist in Österreich die 40-Stunden-Woche in Verwendung. Dieses Modell hat sich etabliert, wurde seither aber nicht mehr überarbeitet. Trotz flexibler Arbeitszeiten meistert eine Vielzahl von Angestellten ihre Jobs immer noch nach dem 9-to-5-Prinzip. Steigende Anforderungen, Überstunden und ein daraus resultierendes Ungleichgewicht in der Work-Life-Balance verursachen immer mehr Burn-out-Erkrankungen sowie eine stetig wachsende Zahl an krankheitsbedingten Fehlzeiten.

Was sind die Vorteile?

Basierend auf dem sogenannten Pareto-Prinzip wird auch in der Wirtschaft davon ausgegangen, dass 80 % der Leistung mit etwa 20 % des Gesamtaufwandes erzeugt werden. So gesehen macht es Sinn, die Mitarbeitenden anzuregen, ihre Produktivität in fünf Stunden zu komprimieren. Als Lohn dafür winkt ein gleiches oder sogar höheres Einkommen bei wesentlich mehr Freizeit. Außerdem bietet das Modell hohe Anreize für mögliche neue MitarbeiterInnen.

Welche Nachteile gibt es?

Leider sind längst nicht alle Menschen für dieses Modell geschaffen. Kaffeepausen und gemütliche Gespräche im Büro sind im 5-Stunden-Arbeitstag kaum mehr unterzubringen. Hier laufen die Menschen Gefahr, die Gewohnheiten des 8-Stunden-Tages auch in das neue Modell mitzunehmen. Schließlich geht es bei diesem Konzept um nicht weniger, als die Änderung grundlegender Verhaltensmuster. Wer das nicht schafft, bleibt auf der Strecke.

Steigt die Produktivität der MitarbeiterInnen?

Grundsätzlich kann man als Arbeitgeber davon ausgehen, dass ein Team effizienter arbeitet, wenn als Belohnung mehr Freizeit in Aussicht gestellt wird. Aber auch hier kann der Erfolg des Modells nicht auf alle Branchen umgelegt werden. Die kreative Bereiche etwa braucht häufiger zeitliche Freiräume, um produktiv arbeiten zu können. Am Beispiel von Stephan Aarstol kann jedoch gesagt werden, dass sich das System bewährt hat. Die Produktivität und auch die Umsätze sind deutlich gestiegen.

Funktioniert der 5-Stunden-Tag nun oder nicht?

Darauf gibt es (noch) keine befriedigende Antwort. Wenn die MitarbeiterInnen das Modell annehmen und auch vertrauenswürdig damit umgehen, kann es durchaus funktionieren. Im Falle des Scheiterns ist der Schritt zurück jedoch für alle Beteiligten ein sehr schwerer. Aussagekräftige Langzeitstudien gibt es noch keine. So bleibt der 5-Stunden-Tag vorerst ein mutiges Experiment.

JobRocker