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Wie digital kann die Personalbranche sein? | JobRocker-Gründer Günther Strenn im Interview

von Mag. Eva Reidemeister, BA, am 05. Juni 2019

Wenn selbst die Kaffeemaschine auf das Kommando vom Smartphone hört, ist klar: Wir sind im digitalen Zeitalter angekommen. Als digitaler Personaldienstleister fragen wir uns von JobRocker: Wie beherrschen wir die neuen Technologien, ohne dass sie uns beherrschen? Wir haben JobRocker-Gründer Günther Strenn zum Thema Headhunting 4.0 befragt.

Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz und weitere Innovationen sind auf dem Vormarsch. Steht uns eine vollständige Digitalisierung der Personalbranche bevor?

Obwohl ich Gründer einer digitalen Headhunting-Plattform bin, glaube ich fest daran, dass eine komplette Digitalisierung der HR-Prozesse nicht der richtige Ansatz ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass der Faktor Mensch, die Erfahrung und seine Expertise nicht ausgetauscht werden können. Vielmehr sollte die Digitalisierung als Hilfsmittel dienen, den zugrunde liegenden Prozess zu vereinfachen und einfacher administrierbar zu machen.

Wo kommen digitale Prozesse derzeit an ihre Grenzen?

Die Personalberatungsbranche ist nach wie vor ein stark wachsendes Geschäftsfeld. Die Anzahl an Personalberatungsdiensten steigt von Jahr zu Jahr. Personalverantwortliche werden regelrecht von riesigen Datenmengen aus unterschiedlichsten Plattformen überschüttet, was einen enormen administrativen Aufwand bedeutet. Ebenso spielt die Expertise von spezialisierten Fachberatern und Fachberaterinnen eine wichtige Rolle, die HR-Verantwortliche immer öfter zu externen Dienstleistern greifen lässt. Besonders wichtig hierbei sind eine professionelle Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen PersonalberaterInnen und Unternehmen, die sich ebenfalls nur äußerst schwer digital abbilden lässt.

Wie viel ist digital und wie viel analog, wenn es darum geht, Stellen passend zu besetzen?

Wir haben versucht, den Großteil des Recruiting-Prozesses zu digitalisieren, lassen jedoch den Faktor Mensch nicht außer Acht. Wir haben einen selbstlernenden Algorithmus entwickelt, der die geeignetsten KandidatInnen für eine ausgeschriebene Stelle aus unserer riesigen Datenbank vorselektiert und entsprechend der gewählten Parameter listet. Diese Vorselektion erlaubt die effiziente Bearbeitung jeder Stellenausschreibung durch unsere spezialisierten FachberaterInnen. Diese übernehmen die KandidatInnenauswahl und führen persönliche Interviews, um im aktuellen „War of Talents“ die talentiertesten KandidatInnen zu finden.

Wie wichtig ist die persönliche Kommunikation in der Personalbranche?

Nur durch den persönlichen Kontakt können wir garantieren, dass die KandidatInnen perfekt auf die Stelle passen und das Unternehmen auch die Erwartungen und Wünsche des Bewerbers oder der Bewerberin erfüllt. Durch unseren Machine-Learning-Algorithmus und die dadurch resultierende effiziente Arbeit unserer HR-Consultants schaffen wir es, die „Time to hire“ deutlich zu senken und auch die Prozesskosten enorm zu reduzieren. Weder FachexpertInnen noch Computer könnten allein erreichen, was in Kombination beider Techniken perfekt funktioniert. Der Ansatz, revolutionäre Technologie und fundierte Erfahrung von FachberaterInnen zu kombinieren, ist ein neuer Weg für erfolgreiches, modernes Recruiting in der digitalen Welt.

Worauf kommt es beim Headhunting 4.0 an?

Aufgrund meiner jahrelangen Erfahrung in der Personalbranche kann ich mit ruhigem Gewissen behaupten, dass eine vollständige Digitalisierung der Recruitmentprozesse nicht einfach machbar und auch nicht sinnvoll erscheint. Vielmehr müssen wir lernen, die digitalen Werkzeuge optimal zu nutzen, um kosteneffizient und einfach die besten Mitarbeiter zu finden und einzustellen. Nach diesem Credo verändern wir die klassisch analoge Personalberatung und führen sie in eine digitale Zukunft.

Mag. Eva Reidemeister, BA

Content-Marketing-Managerin