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Gesund im Job – eine Win-win-Situation, wenn die Strategie stimmt

von Mag. Eva Reidemeister, BA, am 12. Juni 2019

„Wir wünschen alles Gute, vor allem Gesundheit bis ins hohe Alter!“ Solche Grußworte zeigen: Unsere Gesundheit ist uns wichtig. Durch Projekte der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) sorgen sich Unternehmen zunehmend um ihre Angestellten. Doch ganz uneigennützig ist die Initiative nicht. Damit der Einsatz für die Gesundheit nicht in Zwang ausartet, sind beide Seiten gefragt. Mit unseren Tipps wird das Engagement für Fitness und Wohlbefinden zur Win-win-Situation.

An einem Strang ziehen statt Tauziehen

Gesundheitsförderung bedeutet häufig auch Verhaltensförderung. Ungesunde Angewohnheiten wie das Rauchen können durch BGF-Programme abgelegt werden. Dennoch sollte das Bemühen um das Wohlergehen der Belegschaft nicht zur „Gesundheitsdiktatur“ werden. Ziel ist es, das gesundheitliche Umfeld im Unternehmen aktiv zu gestalten. Damit der Einsatz für mehr Wohlbefinden zum festen Bestandteil der Unternehmenskultur wird, sind Unternehmensführung und Belegschaft gleichermaßen gefordert.

Von einem gut organisierten Programm profitieren sowohl ArbeitnehmerInnen als auch ArbeitgeberInnen. Gesunde Angestellte fallen nicht nur seltener durch Krankheit aus, nein, sie sind auch motivierter.1 Doch was ist eigentlich „gesund“?

Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit

Gesundheit ist mehr als körperliche Unversehrtheit. Denn nicht krank zu sein, bedeutet nicht automatisch, sich auch rundum wohlzufühlen. Kein Beinbruch, keine laufende Nase und schon gilt der Mensch als gesund? Wohl kaum. Einige Krankmacher sind nicht auf den ersten Blick erkennbar. Sie sind psychischer Natur, darunter Stress und Schlafmangel. Aber auch anhaltender Konkurrenzdruck sowie ein dauerhaft eingeschränkter Handlungsspielraum im Job können auf Dauer krank machen. Obwohl sie zunächst weniger auffällig sind, schlagen die Effekte von psychischen und sozialen Negativeinflüssen deutlich zu Buche.

„32 Prozent aller Neuzugänge in die Berufsunfähigkeits- und Invaliditätspensionen erfolgt aus psychischen Gründen“, wie die Arbeiterkammer Wien berichtet.2 Wer rechtzeitig gegensteuert, lässt es erst gar nicht so weit kommen. Prävention ist der Schlüssel zum Erfolg. So kommt es, dass die Pause zum Geschäftsmodell avanciert ist. Neue Berufsbilder wie Feelgood-ManagerInnen oder Chief Happiness Officer (CHO) haben sich herausgebildet und Unternehmen nutzen die Expertise für gesündere, fittere MitarbeiterInnen.

Betriebliche Gesundheitsförderung richtig angehen

Projekte im Rahmen der BGF gehen über die medizinische Versorgung im Krankheitsfall hinaus. Sie greifen, bevor die Angestellten krank werden. Das Augenmerk liegt in erster Linie auf der Verminderung von gesundheitlichen Risikofaktoren wie Bewegungsmangel. Eine Ist-Analyse gibt Aufschluss über die Fragen:

  • Was wird gebraucht?
  • Was sorgt für Verbesserung?
  • Was ist umsetzbar?

Da Betriebliche Gesundheitsförderung kein einmaliges Event, sondern ein kontinuierlicher Prozess ist, gilt es am Ball zu bleiben und frühzeitig die MitarbeiterInnen in die Gestaltung einzubinden. Wie viel gesundheitliche Förderung ist überhaupt erwünscht?

MitarbeiterInnen gestalten mit – und zwar so

Unternehmen sollten BGF-Systeme keinesfalls top-down implementieren. Die Gefahr ist groß, dass Angestellte das Bestreben als Angriff auf ihre gesetzlich garantierte Pause verstehen, beispielsweise wenn die Mittagspause für Yoga-Übungen genutzt werden soll.

Um solchen Interessenskonflikten aus dem Weg zu gehen, sollte im Team entschieden werden, welche Aktivitäten – wann – infragekommen. Pausenzeiten darf jede/r nach eigenem Gutdünken verbringen? So bleibt noch die Arbeitszeit. Ein paar Stunden im Monat zusammen zu sporteln, „schweißt“ auch das Team zusammen. Die Angestellten sind erklärte EinzelkämpferInnen? Auch kein Problem. Durch Benefits, wie eine geförderte Mitgliedschaft im Fitnesscenter, wird dem inneren Schweinehund ebenfalls der Kampf angesagt. Die Herausforderung bei der Aufstellung eines passenden BGF-Programms? Die Bedürfnisse der Juniors und Seniors müssen unter einen Hut gebracht werden.

Regelmäßige sportliche Teambuilding-Events bieten einen guten Einstieg in das Thema „Betriebliche Gesundheitsförderung“. Um die Entscheidung, wo es hingehen soll, zu erleichtern, haben wir ein paar Fragen zusammengestellt:

  • Welchen Hobbys gehen die Angestellten nach?
  • Was möchte das Team einmal ausprobieren?
  • Gibt es Empfehlungen? Beispiel: War schon jemand in der Boulderhalle oder hat den neuen Hochseilgarten ausprobiert?
  • Welche Kooperationen bieten sich an? Beispiel: Die eigene Consultingfirma ist für ein lokales Fitnesscenter tätig.

Der Vorteil gemeinsamer Aktivitäten, ob nun in speziell eingerichteten Pausenräumen oder bei Team-Events, besteht darin, dass sie auch für die Kommunikation nach außen genutzt werden können. Aus Gründen der EU-DSGVO: Bitte vorher fragen, wenn Fotos von Angestellten online gepostet oder in Drucksachen verwendet werden!

Wichtiger noch als die außerbetriebliche Kommunikation ist allerdings die innerbetriebliche. Damit ein BGF-Programm zum Erfolg führt, sollte regelmäßig evaluiert werden:

  • Was bringt das Programm?
  • Welche Ziele streben wir an?
  • Gibt es unerwünschte Nebenwirkungen?
  • Macht das Programm allen Spaß?
  • Lohnt es sich?

Arbeit darf nicht krank machen, Betriebliche Gesundheitsförderung aber auch nicht verrückt machen. Wie so oft gilt auch hier: Weniger ist mehr. Kleine, aber gezielte Schritte führen zum Erfolg. So geht auch die Kosten-Nutzen-Rechnung am Ende auf. Hand aufs Herz: Was sind einem fitte, gesunde und glückliche MitarbeiterInnen wert?

Mag. Eva Reidemeister, BA

Content-Marketing-Managerin